SJV-News

Nachruf auf Volker Daur

Feiner Mann mit viel Gespür

08.10.2021

Volker Daur ist tot. Die Nachricht schmerzt. Ich sehe ihn vor mir. Viele Sitzungen des Saarländischen Journalistenverbandes hat er auch nach seinem aktiven Berufsleben noch besucht: Das Interesse an seinem Beruf und vor allem an den Menschen hat ihn nie losgelassen - bis zuletzt. Auch die Interessen des SJV beim Versorgungswerk der Presse hat er viele Jahre vertreten. Ein durch und durch feiner Mann mit exzellenter Beobachtungsgabe, feiner Ironie und oft einem vielsagenden, stillen Lächeln. Meist dann, wenn er aus einer Bemerkung oder dem Auftreten einer Person heraus so seine eigenen Rückschlüsse zog. Vor allem ,,Wichtigtuer", ob als Hochoffizielle mit öffentlichem Amt oder auch unter Journalisten, die diese Hochoffiziellen mit ihrem Tun und ihren Verhaltensweisen gegenüber der Öffentlichkeit eigentlich kompetent und kritisch, aber nicht von oben herab beobachten sollten, waren seine Sache nicht.

Volker Daur war in seinem Auftreten selbst eher einer der Stillen, der Menschen mit hoher Kompetenz, die sich selbst aber nie in den Vordergrund spielen. Das hatte dieser Kollege auch wahrlich nicht nötig. Volker Daur war zugleich ein Mensch, den so schnell nichts aus der Ruhe brachte, selbst die eigenen Kollegen nicht. Gerade dann nicht, wenn es mal wieder kurz vor Redaktionsschluss zu hektisch wurde. In solchen Momenten, und auch inmitten zuweilen heftiger Diskussionen unter Kollegen über Inhalte oder allzu Menschliches anderer Mitstreiter im Team, zog sich Volker Daur gerne für einen Moment hinter seinen Schreibtisch zurück, zündete sich eine Zigarette an, atmete tief durch. Und meistens sah die Welt dann schon wieder anders aus.

Er nahm seine Kolleginnen und Kollegen eben immer so hin, wie sie waren. Sie verändern oder gar belehren zu wollen, kam ihm nie in den Sinn. Auch das hat ihn ausgezeichnet. Und noch etwas: Er hat auch keine Unterschiede gemacht zwischen Chefs, Teamkollegen, Volontären oder Praktikanten. Wer wirklich etwas wissen wollte, konnte ihn jederzeit ansprechen. Und wenn das jemand mit ehrlichem Interesse tat, dann blühte Volker Daur so richtig auf, dann konnte man ihn wirklich erleben mit all seiner Kompetenz. Es war immer eine große Bereicherung, ihm zuhören zu dürfen. Auch ich habe sehr viel von solchen Gesprächen profitiert. Volker Daur war einer der ersten Kollegen, die ich schon während meines Volontariates bei der Saarbrücker Zeitung Ende der achtziger Jahre kennenlernen durfte. Seine Begeisterung für journalistische Inhalte war ansteckend. Er verfügte über ein exzellentes Fachwissen in seinem Bereich: dem Wirtschaftsleben. Und bezog häufig in seinen Kommentaren und Analysen besonders stark Position zugunsten benachteiligter Menschen. Denn ihm lagen vor allem soziale Themen am Herzen. Die große Politik mit ihren Selbstdarstellern war seine Sache eher nicht.

Menschen wie Volker Daur, die neben Herzblut auch Herz zeigen, fehlen heute in den Redaktionen. Profis, die sich auch in der heute besonders hektischen, schnelllebigen Zeit ihrer jungen Kolleginnen und Kollegen mit Überzeugung und dem ehrlichen Willen annehmen, aus ihnen kompetente Persönlichkeiten zu machen, die vor allem ihre große Verantwortung in diesem Beruf stets vor Augen haben. Volker Daur fehlt sehr, aber er wird nicht vergessen.
 
Thomas Sponticcia

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