SJV-News

Wafa Sbeihs Kolumne

Irene Papas, die Königin der Griechen, lebt!

09.12.2022

Die ganze Welt verfolgte im Herbst 2022, am 9. September, die Nachricht vom Tod der Königin von Großbritannien und das Begräbnisprotokoll für ihre letzte Ruhestätte im St. George's Palace sowie die Auswirkungen auf Familienmitglieder und ihr Land.  Das Ereignis war auch für die internationale Gemeinschaft bestürzend.
Arabische Medien dagegen drückten parallel dazu ihr Beileid und ihre Trauer über den Tod einer „Königin“ aus, die ein anderes Gesicht hatte.
Die griechische „Königin“ Irene Papas wurde im selben Jahr am 14. September von der griechischen Kulturministerin Melina Mercouri  betrauert. Sie postete dazu auf ihrem Facebook-Account:" Irene Papas verkörperte als Schauspielerin die griechische Schönheit auf der Leinwand und auf der Bühne.“
 
Die Nachricht von ihrem Tod war für die arabischen Völker sehr traurig. Nicht nur, dass sie eine Schauspielerin mit hohen künstlerischen Fähigkeiten war, sondern auch, dass sie arabische Frauenfiguren in zwei Filmen gespielt hat.
Diese gehören zu den wichtigsten arabischen religiösen und politischen Filmen, die beim arabischen Publikum einen unverwechselbaren künstlerischen und menschlichen Eindruck hinterlassen konnten z.B. in dem Film „The Message“ von 1976 , und seiner englischen Version spielte Irene Papas die Rolle von „Hind bint Utbah“. Sie gehört zu den berühmtesten, stärksten und wildesten Frauen in der Geschichte der Araber vor dem Islam. Sie stammt aus dem Volk der „Quraysh", einem reichen und mächtigen Stamm.
"Hind" konnte, den Onkel des Gesandten Muhammad, "Hamza bin Abdul Muttalib", durch die Hände des berühmten Bogenschützen namens "Al-Najashi" töten lassen. Dann entnahm sie die Leber von "Hamza" aus seinem Körper und aß diese während der historischen Schlacht von "Badr". (In der arabischen Version des Films "The Message" wurde die Rolle der Hind von der syrischen Schauspielerin Muona Wassef gespielt, die nicht weniger wichtig und charismatisch war als ihre Kollegin Irene Papas).
Trotz oder gerade wegen der Härte der Szene „Hind verschlingt Hamzas Leber“ und anderer wichtiger Filmszenen im oben genannten Film, erzielte Irene Papas großen Erfolg in der Rolle, die Kritiker damals als eine der schwierigsten Rollen betrachteten, die ein "europäischer" Künstler spielen konnte.
In ihrer Karriere wirkte Irene Papas in mehr als 70 Filmen mit und erhielt eine große Anzahl von Filmpreisen. Sie erlangte ihren Ruhm in Griechenland durch Theater und Gesang.
Die schönen Rollen, die diese griechische Verführerin spielte, sind unzählig. Ihre Wirkung auf das arabische Publikum ist jedoch etwas anders.
Den meisten Kritikern und Schriftstellern war Papas griechischer kultureller Hintergrund oder ihre Fähigkeiten als Theater- und Filmschauspielerin nicht bewusst, aber Papas hinterließ ihre Spuren auf der arabischen Leinwand und erlangte die Wertschätzung und den Respekt, den sie verdient hat.
Viele sahen, dass diese hohe künstlerische Fähigkeit ihrem hohen Talent zu verdanken war, das sie auf den Bühnen der ältesten griechischen Theater erlangte.
 
Nach dem Erfolg von „The Message“ wiederholte Regisseur Mustafa Al-Akkad 1981  mit dem Film  „Omar Al-Mukhtar, Löwe der Wüste“, seine zweite Erfahrung mit Irene Papas. Ein epischer Film, dessen Geschichte sich um die Phase des Volkskampfes dreht, der vom libyschen Scheich Omar Al-Mukhtar gegen die italienische Besetzung Libyens (1911-1951) geführt wurde.
Irene Papas schloss ihre filmischen Erfahrungen mit der Hauptrolle in dem algerisch-französischen Film „Z“ unter der Regie von Constantine Costa ab. Dieser außergewöhnliche Traum, der die ideologischen Ideen von Irene Pappas verkörperte, stammt aus dem Jahr 1969. Die politischen Ideen und was sie erfordern, waren der Grund für ihr Exil während der zwanzig Jahre, die sie in Italien verbrachte.
 
Papas hatte keine Krone auf dem Kopf. Sie war eine Königin der anderen Art. Es ist auch wahr, dass wir keinen Trauerzug für sie miterlebt haben, wie es sich für eine Königin gehört. Sie war metaphorisch diese Königin und das wahre Gesicht von der Bedeutung des moralischen Sieges. Das alles zu einer Zeit, als sie noch nicht den Rang der „berühmtesten Königinnen“ dieser Ära erreichte. In ihrem Leben gibt es viele Wahrheiten. Klar wie die Sonne, nicht durch ein Sieb verdeckt, wie es in unseren arabischen Sprichwörtern heißt.
 
Historische Tatsachen sterben nicht. Es wird nach einer Weile auch der Tod der britischen Königin verblassen, der vielen Völkern der Levante (Großsyrien) und Mesopotamiens (Irak) jene schmerzhaftesten Tatsachen in Erinnerung gerufen hat, die sie in ihren Gedanken tragen.
 
Der traurige Tod der britischen Königin Elizabeth erinnerte die ganze Welt an jenes kollektive Gedächtnis, das mit einer zunehmend, desaströsen Beziehung verbunden ist. Einige  beschworen die Geschichte des British Empire und seiner Kolonialpolitik in „Bilad al-Sham und Greater Syria“.
Veröffentlichungen in social media waren Bilder der geografischen Karte von „Großsyrien“ beigefügt. Am 9. und 16. Mai 1916 haben der französische Diplomat François Georges-Picot und der Brite Mark Seikes ein unter ihrem Namen bekanntes Abkommen getroffen.
Das Abkommen wurde von den Regierungen dieser Länder unterzeichnet und ratifiziert. Das Ergebnis bedeutete, dass  "Bilad al-Sham“ oder Großsyrien mit den Ländern Palästina, Jordanien, Libanon zusätzlich zum Irak und der Insel Zypern" in Gebiete unter britischer bzw. französischer Kontrolle und Einfluss aufgeteilt wurde. Später eroberte die Türkei die nördliche Region Syriens, den Distrikt Iskenderun, der nach dem Vertrag von Lausanne jetzt als Hatay bekannt ist.
Die Auswirkungen dieses Abkommens machten nicht an den Grenzen der Geographie halt, sondern nahmen eine ethnische, sektiererische und familiäre Form an. Die Syrer sind nicht alle Araber, auch wenn sie Arabisch sprechen.
Ich glaube, dass die Ergebnisse und Auswirkungen dieser Besetzung nicht weniger tragisch sind als während der britischen Besetzung Ägyptens zwischen 1916 und 1936 sowie allgemein Afrikas.
Wer erinnert sich nicht an die Szenen und Bilder aus dem Jahr 2003 und jenen verheerenden Krieg, den Amerika unter großer Beteiligung Großbritanniens in der Ära seines Außenministers Tony Blair geführt hat!
Heutzutage sind Tausende von blutigen Bildern in das kollektive Gedächtnis dieser Völker eingebrannt. Der Eindruck eines Krieges  der alle internationalen und humanitären Normen und Gesetze verletzte.
 
Manche Könige tragen vielleicht nicht die Schuld für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die durch die Politik ihrer Regierungen begangen wurden. Aber am Ende sind sie das wahre Abbild, das ihr Land repräsentiert.
Einige der Facebook-Posts beschworen eine persönliche Seite der Königin und ihrer Familie herauf, Prinzessin Dianas Bilder hatten einen Anteil daran und einige von ihnen befassten sich mit der Geschichte von Queen Elizabeths Hochzeitskleid, das aus Damaszener-Brokat gemacht war, wie sie sagten.
Andere, darunter Schriftsteller und Kritiker, fanden in Irene Papas eine positive Seite ihrer Erinnerung.
Einer der Syrischen ein syrischer Jounalisten in seinem posten hat ein Bild der Schauspielerin Irene Papas mit der Schauspielerin Muona Wassef gepostet  - mit dem folgenden Kommentar: „Papas - Du bist für immer in unseren Herzen.“
Und ein syrischer Schriftsteller sagte: „Papas ist die Heldin meines Romans und meine Inspiration, du lebst.“

Newsletter

Cookie Einstellungen

Statistik-Cookies dienen der Analyse und helfen uns dabei zu verstehen, wie Besucher mit unserer Website interagieren, indem Informationen anonymisiert gesammelt werden. Auf Basis dieser Informationen können wir unsere Website für Sie weiter verbessern und optimieren..

Anbieter: