SJV-News

Beeindrucken, bedrückend und sehr bewegend

Begegnungen mit Journalistinnen und Journalisten aus der Ukraine

17.02.2023

Heute hätten sie sich auf den Heimweg gemacht, die 22 Kolleginnen und Kollegen aus der Ukraine, die auf Einladung der DW Akademie nun eine Woche im Saarland verbracht haben. Doch der Flughafen-Streik hat ihnen eine weitere Nacht in Dreisbach beschert, die gestörten IT-Systeme haben das Umbuchen noch komplizierter gemacht. Manche genießen den zusätzlichen Ruhetag, andere wollen dringend nach Hause – fast jeden Tag gab es dort neue Luftangriffe, immer wieder peepten die Handys, konnten die Journalistinnen und Journalisten auch vom Saarland aus genau verfolgen, wo nun genau was angegriffen wird in ihrer Heimat. Das hat die Stimmung verständlicherweise immer wieder getrübt.

Sie hatten ein strammes Programm in dieser einen Woche, die eine Mischung war aus Weiterbildung und Erholung. Der Ort: die Jugendherberge in Dreisbach, war bewusst abseits von viel Action und mitten in der Natur gewählt worden und das, so haben sie es erzählt, hat ihnen auch gutgetan. Auf dem Programm standen Theorie und Praxis in Sachen Demokratie, Rechtsstaat und unabhängiger Journalismus – mit klassischen Lerneinheiten, Rollenspiele und einem Theaterstück: die Gruppe hat „Antigone“ auf die Situation in ihrem Heimatland umgeformt – das, so haben sie es zum Abschied erzählt, war zum Teil sehr schwer für sie, hat Verletzungen offenbart, Traumata getriggert und war für alle doch sehr wichtig.

Zweimal ist die Gruppe aus Dreisbach rausgekommen - gleich am Samstag ging es nach Schengen und am planmäßig letzten Tag nach Saarbrücken – und ganz zum Schluss noch rauf zum Woll nach Spicheren.

„Wie toll, dass wir uns anschauen konnten, wie ihr arbeitet“, „wir sind so dankbar, dass ihr euch Zeit für uns genommen und mit uns diskutiert habt“ – um nur einige Reaktionen zu zitieren nach Führung und World-Café beim SR und dem Redaktionsbesuch bei der Saarbrücker Zeitung. Wir hätten uns bloß alle zusammen für jeden einzelnen Punkt noch mehr Zeit gewünscht – vielleicht ja beim nächsten Mal …

Im Historischen Museum gab es viele Ahas, vor allem, als es um die beiden „Saar-Abstimmungen“ ging, um Zwangsarbeiterinnen aus der Ukraine und beim Blick in die Gestapo-Zelle.

Manches vom dem, was sie dort über die wechselvolle Geschichte in unserer Region gehört haben, konnten sie zum Abschluss dann hautnah erleben – oben im Gasthaus Woll in Spicheren.

„Wir sind einmal gereist und waren in Deutschland, Luxemburg und Frankreich – das ist umwerfend“, freute sich eine und ein anderer genoss den weiten Blick, obwohl es längst dunkel war. „So eine Grenze gefällt mir, da kannst Du ins andere Land schauen. Bei uns ist das ganz anders an der Grenze – nach Russland: Wald. Nach Belarus: Wald. Nach Moldau: Wald. Hier hast Du den freien Blick und kannst frei atmen. Und ja, ich habe verstanden: das war nicht immer so. Aber jetzt ist es so. Das ist wunderbar“.

Eine einfache Feststellung und doch so wahr und ergreifend. Wie so vieles bei dieser Begegnung mit denen, die aus einem Land im Krieg kommen, mitten in Europa. Und die jetzt versuchen, wieder dorthin zurück zukommen und weiter journalistisch zu arbeiten.

Zum Abschied gab’s viele Versprechen, in Kontakt zu bleiben und auch ein paar Tränen.

Die DW Akademie plant bereits den nächsten Retreat für Kolleginnen und Kollegen aus der Ukraine und denkt darüber nach, wieder nach Dreisbach zu kommen und den Austausch mit uns zu suchen – wir sind auf jeden Fall dabei!

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